Tokio 2020 schon im Fokus

Die Ausdauer-Trainingslager sind absolviert, in Ratzeburg holen sich Deutschlands Ruderer den Feinschliff für die Weltmeisterschaft vom 9. bis 16. September in Plovdiv (Bulgarien). Der Leitende Bundestrainer Ralf Holtmeyer erhofft sich vier bis fünf Medaillen in den olympischen Bootsklassen – eine davon könnte Frieda Hämmerling von der RG Germania Kiel holen.

Vier Frauen im Ruderrennboot mit aufgestellten Ruderblättern die in den Nationalfarben Schwarz-Rot-Gold gestrichen sind

Schlagfrau im deutschen Doppelvierer: Frieda Hämmerling (RG Germania) will mit ihrer Crew um Weltmeisterschafts-Gold rudern. Foto: Detlef Seyb/drv

„Hoffentlich wird’s eine goldene“, sagt die 21-Jährige, die 2017 bei ihrer Premiere im Frauen-Nationalteam mit dem Doppelvierer als Vierte das Podest bei der WM in Florida knapp verpasst hatte. In diesem Jahr standen nach einer Umbesetzung zwei Weltcupsiege auf dem Konto. Die Schlagfrau von der RG Germania Kiel gilt im Quartett mit Marie-Cathérine Arnold (Hannoverscher RC), Franziska Kampmann (RV Waltrop) und Carlotta Nwajide (DRC Hannover) ebenso als Top-Medaillenkandidat wie der Männer-Vierer und der seit eineinhalb Jahren ungeschlagene Männer-Achter.

„In vier Bootsklassen sind wir sehr gut aufgestellt“, meint Holtmeyer mit Blick auf die WM in Plovdiv. Längst im Hinterkopf hat er schon die Olympischen Spiele 2020 in Tokio: „Wer weit springen will, muss einen langen Anlauf nehmen“, sagt der Bundestrainer, der sich im Hinblick auf Japan auch bereits intensiv mit dem Nachwuchs beschäftigt hat.

Die Vorbereitung auf 2020 beginnt spätestens im Herbst. „Schon jetzt ist aber mehr Zug drin“, hat Hämmerling beobachtet. „Einige, die pausiert haben, sind wieder dabei und erhöhen die Konkurrenz.“

Tokio 2020 ist das große Ziel der Holsteinerin, die 2012 als 15-Jährige zu Trainer Marc Swienty aufs Ratzeburger Sportinternat gekommen war, und 2015 in Rio de Janeiro bei der U19-WM im Doppelzweier mit Annemieke Schanze (Ratzeburger RC) Gold gewann.

Um 2020 im Frauen-Doppelvierer um Gold mitrudern zu können, muss Hämmerling als Lehramts-Studentin ein Jahr pausieren: „Da der Doppelvierer in Berlin stationiert ist, muss ich fünf Tage die Woche dort sein. Aus zeitlichen Gründen und weil die Ausbildung in Hamburg und Berlin nicht kompatibel ist, muss ich wohl drei Urlaubssemester einreichen.“

Rund 1300 Euro beträgt die monatliche Sportförderung zurzeit für die Ruderin, dafür muss sie allerdings dann als „Profi“ zwei Zimmer in Hamburg und Berlin finanzieren. „Wenn man dann hört, dass manche Fußballer bei weniger Trainingsaufwand 140000 Euro pro Woche bekommen, ist das schon frustrierend. Aber das Rudern macht mir einfach Spaß, und bis 2020 ziehe ich das auch durch“, hofft Frieda Hämmerling auf eine Olympia-Medaille in Japan.

Text: Christoph Staffen, LN-Online.de 23. August 2018