Vom 16. bis 18. August 2024 wurde Geschichte geschrieben: in Flensburg fand die erste Deutsche Meisterschaft im Coastal Rowing statt. Rund 100 Athletinnen und Athleten stellten sich den Herausforderungen auf der Ostsee. Trotz des vergleichsweise kleinen Meldefeldes bot die Meisterschaft spannende Rennen und intensive Wettkämpfe.
Das einzige was fehlte, war die Welle
Eigentlich sind wir fünf Frauen, vier vom Ersten Kieler Ruder-Club (EKRC) und ich von der Rudergesellschaft Germania am 17. August zur 1. Deutschen Coastal Meisterschaft gefahren.
Eigentlich…
Denn was wir vorfanden, war reinste Ententeich-Stimmung auf der Flensburger Förde. Am Ende reichte es für eine Goldmedaille und den Titel „Erste Deutsche Meister im Coastal-Doppelvierer der Frauen“, aber fangen wir mal vorne an.
Wie alles begann
Ende Mai wurde ich von Anna Louisa, Mona, Charlotte und Jule aus dem Ersten Kieler Ruderclub gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, sie auf der Coastal World Championship zu steuern.
Coastal Rowing ist eine neue Sparte des Ruderns. Hier gilt: je mehr Welle, desto besser. Start und Ziel sind dabei meistens am Strand und sorgen so auch für spannende Sprints. Gerudert wird, je nach Kategorie, ein bis zu sechs Kilometer langer Bojen-Rundkurs (Langstrecke) oder eine 500m lange Strecke (sog. Beachsprints, welche 2028 olympisch werden soll).
Nach kurzer Überlegung war klar: Vorstellen kann ich mir das! Und so wurde die Sache spruchreif.
Coastalregatta Kiel am 29. Juni: die erste Bestandsprobe
Nach einem äußerst spannenden und kräftezehrenden Rennen konnten wir sowohl auf der Langstrecke als auch in den Beachsprints unsere ersten Triumphe einfahren.
Bestandsprobe bestanden, und so ging es für uns über etliche Stunden im Kraftraum, um die außergewöhnliche Belastung der vielen „Starts“ nach den Bojen zu trainieren, ein Trainingslager in Stralsund sowohl zur Coastalregatta Bremerhaven als auch zur Coastalregatta Stralsund, wo wir gegen jeweils einem gegnerischen Boot beide Male souverän siegten.
1. Deutsche Coastal-Meisterschaft
Die Teilnahme an der ersten Deutschen Coastal-Meisterschaft war dann der Höhepunkt auf unserem Weg zur Weltmeisterschaft in Genua (Italien). Aber, um überhaupt teilnehmen zu können, waren wir auf eine Ersatzfrau angewiesen. Diese war im Frauen-Achter-Team aus dem Ersten Kieler Ruderclub aber schnell gefunden und so ergänzte Meike uns in Flensburg.
Der Kurs startete „Richtung Dänemark“, und führte drei Runden, jeweils 2 km über die Flensburger Förde. Gekennzeichnet war er durch zwei sehr Spitze Wendemanöver.
Durch unsere starke vorangegangene Leistung sind wir als Favoriten auf die 6km lange Strecke gegangen. Vom Start schlecht weggekommen, konnten wir uns jedoch durch eine lange Spurtstrecke bereits vor der ersten Boje an die Spitze des insgesamt 4 Boote starken Feld legen und dort den besseren Kurs fahren. An der zweiten Boje, sehr kurz dahinter, kamen uns das gegnerische Boot von der Allemannia Hamburg gefährlich nahe. An der dritten Boje kam es zu einer Kollision. Das Verfolgerboot der Allemanen, ein Boot aus Kiel, Flensburg, Bremerhaven stoppte nicht mehr rechtzeitig und verkeilte sich ebenfalls an der Boje mit dem Allemannia-Boot.
Unser Glück, denn wir, mittlerweile wieder mit freien Skulls, zogen an und während der Rest des Feldes mit sich beschäftigt war, erarbeiteten wir uns einen Vorsprung von gut 2 Bootslängen. Den Rest des Rennens galt es diesen dann nur noch zu halten. Ein paar Angriffe probierten die Verfolger noch, aber gefährlich wurden sie uns nicht mehr.
Das Rennen um den erste Deutsche Coastal Meisterschafttitel wurde so für Zuschauer recht langweilig und für uns ein Kampf gegen den Kopf. Am Ende fuhren wir mit 20 sec Vorsprung über die Ziellinie und wurden bei spiegelglattem Wasser die ersten Deutschen Meister im Coastal Frauen Doppelvierer.
Enya Freudenberg