Kielerin wechselt auf Ruderakademie Ratzeburg
Als der Internats-Vierer bei der Jugend-DM in Essen vor zwei Wochen die Goldmedaille holte, fühlte sich Frieda bestätigt: „Das ist auch mein Ziel in 2013.“ Die 15-jährige Athletin von der Rudergesellschaft Germania Kiel (RGK) wechselt nach den Sommerferien auf die Akademie nach Ratzeburg – als erste Kielerin überhaupt.
Frieda wirkt noch etwas blass, als sie das Bootshaus der RGK erreicht. Eine Magen-Darm-Grippe verhinderte zuletzt ihre Teilnahme bei den Landesmeisterschaften. Und auch in Essen ging sie noch geschwächt an den Start, schied im Hoffnungslauf aus. Doch der Blick geht nach vorne. Die Schülerin des Gymnasiums Kronshagen rudert sich gerade erst durch ihre zweite Saison, dennoch holte sie vier Siege bei der Bremer Regatta und nimmt schon am Stützpunkttraining des Landesruderverbandes Schleswig-Holstein teil. Auswahltrainer Marc Swienty ist von Friedas Talent überzeugt. Er fragte sie, ob sie es sich nicht vorstellen könne, auf das Sportinternat nach Ratzeburg zu wechseln. Dort, wo die Athleten des olympischen Goldachters von 1960 und 1968 von Ruderlegende Karl Adam ausgebildet wurden. Und dort, wo Lauritz Schoof sich aktuell auf die Spiele in London vorbereitet.
Für Frieda begannen unruhige Wochen. Sie fuhr nach Ratzeburg, prüfte ihr mögliches neues Zuhause auf Herz und Nieren und führte zahlreiche Gespräche mit ihren Eltern. Den Ausschlag gab am Ende die schulische Situation. „Ich bin nicht in mein favorisiertes Profilfach Sport reingerutscht, deshalb hätte ich eh die Schule wechseln müssen“, sagt sie. Für die Kosten von 390 Euro pro Monat für ein Einzelzimmer inklusive Vollpension muss die Familie selbst aufkommen. Hinzu kommt der Kauf von Trainingskleidung und etwas Taschengeld. Ein Teil des Regattageldes will die RGK übernehmen. „Für uns ist Frieda ein echtes Aushängeschild. Wir drücken ihr für den Start fest die Daumen“, sagt die Germania-Vorsitzende Sabine Köhler.
Frieda freut sich schon auf die täglichen Einheiten, starke Trainingspartner, optimale Wasserbedingungen und Top-Trainer. „Klar bin ich etwas nervös, plötzlich auf eigenen Beinen zu stehen. Aber ich will unbedingt meine Technik verbessern, und in den Nationalkader“, sagt die Juniorin. Eine Option lässt sie sich dann aber doch offen. „In Absprache mit meinen Eltern kann ich bei ihnen jederzeit wieder auf der Matte stehen, auch schon nach drei Monaten.“ sho
Text und Foto: Sven Hornung, Kieler Nachrichten vom 7. Juli 2012