Ein Ruderboot gleitet über die Kieler Förde. Die vier Frauen darin setzen ihre Ruder gleichmäßig ins Wasser. Jede ihrer Bewegungen ist aufeinander abgestimmt: „Auf geht’s“, ruft die eine – sie ziehen das Tempo an. Es ist ein Bild, das noch vor einem Jahrhundert undenkbar war: Rudern galt als Männersport. Ende April 1928 gründete dann die Rudergesellschaft Germania Kiel als dritter Verein in Schleswig-Holstein eine eigene Frauen-Abteilung. Damals wurden sie noch als „Ruder-Damen“ bezeichnet. Den Sport übten sie quasi abgeschottet aus, denn mit Männern in einem Boot sitzen, galt nach wie vor als unschicklich. Noch bis in die 1960er Jahre war diese Haltung weit verbreitet.
NDR Fernsehen, Schleswig-Holstein Magazin, 1. Mai 2018
Gesellschaftliche Entwicklung im Sport mit Signalwirkung
Heutzutage ist eine solche Trennung nicht mehr vorstellbar und die Ruderaktivitäten in der RG Germania leben von dem gemeinsamen Rudererlebnis im Training, bei Regatten, auf der Förde oder auf Wanderfahrten.
Sabine Köhler ist seit 2015 wieder erste Vorsitzende, in allen Gremien sind Frauen und Männer gleichberechtigt vertreten. So spiegelt der Verein die heutige Gesellschaft in der ganzen Vielfalt wider.
Und das hat die RG Germania am 1. Mai mit einer Ruderausfahrt gefeiert und dabei auf 90 Jahre Frauenrudern zurückgeblickt.