Endlich wieder aufs Wasser: Kieler Rudervereine starten in die Saison

35 Boote mit insgesamt 180 Menschen an Bord: Beim diesjährigen Anrudern war die Hörn wieder ein Tummelbecken der Kieler Rudervereine. Dem Saisonstart folgte bei der Rudergesellschaft Germania eine historische Bootstaufe.

Eine junge Frau sitzt zusammen mit drei weiteren jungen Frauen in einem grünen Ruderboot und schwenkt eine große Fahne, die mit einem grünen Kreuz, den Buchstaben R, G und K und der Jahreszahl 1882 bedruckt ist. Im Hintergrund liegen weitere Ruderboot vor einer Betonmauer.
Ruderboote der Kieler Rudervereine versammeln sich in der Hörn und eröffnen die Saison 2023

Angerudert ist‘s! Etwa 35 Boote mit 180 Menschen drin haben am Sonntag in Kiel die Rudersaison eröffnet. Verbunden war das Spektakel mit einer historischen Bootstaufe.

Blauer Himmel und kühler Wind prägten am Sonntag die Saisoneröffnung der Kieler Rudervereine. Traditionell bewegte sich die mit vielerlei Fahnen geschmückte Flotte dabei vom südlichen Zipfel der Hörn bis hinauf zu den Vereinsdomizilen an der Kiellinie.

Anrudern in Kiel mit Kribbeln in den Armen

„Jetzt geht‘s los. Alle freuen sich auf die Regatten, und das Wetter wird hoffentlich auch wieder besser.“ Janne Pingel, Vorsitzende des Akademischen Rudervereins Kiel, spürte wie alle anderen der mehr als 200 Beteiligten zu Wasser und zu Land wieder ein gewisses Kribbeln in den Armen. Ein typisches Phänomen nach einem langen Winter und vor der ersten Fahrt Richtung Frühling.

Organisiert wird das Anrudern im Wechsel von den Clubs, die sich wie an einer Perlenkette im unteren Bereich der Kiellinie reihen, zuständig waren diesmal die rudernden Akademiker. Sehr zur Freude ihrer 23 Jahre jungen Vorsitzenden, die an der Tradition vor allem den Faktor Gemeinschaft schätzt: „Sonst bleibt man ja meistens unter sich. Darum ist es schön, wenn wir am Anfang und am Ende der Saison etwas zusammen machen.“

Historischer Akt: Rudergesellschaft Germania tauft ersten neuen Achter

Nicht nur schön, sondern sogar historisch war die Saisonpremiere für die Rudergesellschaft Germania. Erstmals überhaupt taufte der 300-Mitglieder-Verein einen fabrikneuen Achter, der nun seinen sage und schreibe 90 Jahre alten Vorgänger ersetzt. Der, so erzählt die 1. Vorsitzende Sabine Köhler, diente als Provisorium, nachdem im Jahr 2019 das etatmäßige Großboot ausgerechnet zwei Tage vor dem Stadtachter-Rennen zur Kieler Woche buchstäblich auseinandergefallen war.

Bootspark pünktlich zum Saisonstart in Schuß

Vor der Taufe ging der besondere Dank der 1. Vorsitzenden an Charly und Peter, die es im vergangenen Winter wiedermal geschafft hatten pünktlich zum Anrudern den Bootspark komplett herzurichten. Ihr Dank ging auch an Felix und Carsten, die täglich auf dem Vereinsgelände nach dem Rechten schauen, sowie an Mark und Tatjana, die auch in der Wintersaison immer für einen vollen Kühlschrank mit Getränken gesorgt haben. Beim Team der Ausbilder:innen bedankte sie sich für das großartige Wintertraining. „Ihr habt fast täglich für unsere Fitness gesorgt. Der große Andrang in der Fitnesshalle spricht für sich.“

Germania riemt wieder

„Das die RG Germania zum ersten Mal in ihrer Vereinsgeschichte einen neuen Achter taufen kann, verdanken wir auch Dir. Du hast unermüdlich mit Hingabe und viel Zeiteinsatz das Riemenrudern wieder zu einer festen Größe im Verein gemacht. Dank Dir, Skadi, Nös und Bene haben viele von uns das Riemen wieder für sich entdeckt oder neu erlernt. Unser alter Achter „Baldur“ darf nun mit 90 Jahren eine neue dekorative Funktion erfüllen, nachdem er in den letzten Jahren dank Dir noch einiges leisten musste, denn seine jährlichen Bootskilometer sind stetig gestiegen.“ Die 1. Vorsitzende Sabine Köhler überreichte Enya zum Dank das Heck und Ihren Steuerplatz, „damit Du Badur und Deine geleistete Arbeit als Ausbilderin und Steuerfrau nicht vergisst.“

Im Anschluss taufte Petra den neuen Rennachter auf den Namen SKIDBLADNIR. Traditionell entstammen die Bootsnamen der nordischen Mythologie.

Skidbladnir ist das Schiff des Freyr, das von den Söhnen des Zwergs Ivaldi, Dvalin und seinen Brüdern, in einem vom Gott Loki eingefädelten Wettbewerb mit den beiden Zwergen Brokk und Eitri gebaut wurde. Es war so groß, dass es alle Götter aus Asgard transportieren konnte, es konnte aber auch so klein gefaltet werden, dass es wie ein Schal in einen Kleiderbeutel passte. Außerdem hatte es immer günstigen Wind, egal wohin es fahren sollte.

Bootsbeteiligungs-Fond hats möglich gemacht

Beim Sommerfest im Juni 2022 legte der Vorstand den 1. Bootsbeteiligungs-Fond zum Kauf eines neues Rennachters auf, um 10.000€ als Spenden für die Anschaffung eines Achters einzuwerben. Nachdem ist dies mehr als gelungen war, kamen noch einmal die gleiche Summe aus Vereinsmitteln und Förderung vom Landessportverband hinzu. Der schicke neue Stolz der Ruderer gilt als Rennboot, wird aber tatsächlich für den Breitensport eingesetzt. „Jeder, der mag, kann mal drauf“, verspricht Sabine Köhler.

    Text: u.a. Martin Geist, Kieler Nachrichten Online vom 26. März 2023